Die Zukunft der Schweizer KI steht auf dem Spiel. Neue US-Exportkontrollen drohen, die Entwicklung und Nutzung modernster KI-Systeme in unserem Land drastisch zu drosseln.
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Die kürzlich angekündigten US-Exportkontrollen für fortschrittliche KI-Chips stellen massive Herausforderungen für die technologische Souveränität und KI-Fähigkeiten der Schweiz dar. Im Gegensatz zu sehr vielen anderen Ländern in Europa wird die Schweiz in den nächsten drei Jahren mit strengen Beschränkungen beim Zugang zu KI-Rechenressourcen konfrontiert sein.
Die der Schweiz zugeteilte "Basiszuweisung" beläuft sich auf 790 Millionen sogenannten Total Processing Performance (TPP) Einheiten für den Zeitraum 2025-2027 - umgerechnet etwa 16.500 moderne KI Chips (GPUs) pro Jahr. Allein wenn die 20 grössten Unternehmen je 500 GPUs einsetzen, wären 60 % des Jahreskontingents verbraucht – ohne Start-ups, Universitäten oder andere Unternehmen zu berücksichtigen. Es wäre, als würde man der gesamten Schweizer Wirtschaft und Bevölkerung eine strikte Obergrenze für KI auferlegen - ausgerechnet in dem Moment, in dem KI so fundamental wird wie Computer selbst.Ein Blick auf internationale Massstäbe zeigt, wie gravierend die Beschränkungen für die Schweiz sind: Elon Musk plant, seinen KI-Cluster von 100’000 auf 1 Million GPUs auszubauen. Das entspricht der 20-fachen Menge der Rechenressourcen, die der gesamten Schweiz für die nächsten drei Jahre zugeteilt wurde. Dieser Vergleich verdeutlicht, wie stark die Wettbewerbsfähigkeit des Landes unter solchen Beschränkungen leiden wird. Cloud-Anbieter, Forschungseinrichtungen, Finanzdienstleister, Pharmaunternehmen und KI-Startups werden alle um den gleichen begrenzten Pool an Rechenressourcen konkurrieren. Dabei müssen bereits heute Schweizer Unternehmen und Forschungseinrichtungen oft mehrere Monate auf den Zugang zu den neuesten KI-Modellen warten, während andere Länder diese sofort nutzen können. Die Schweiz wird effektiv KI-beschränkt.
Es gibt zwar einen möglichen Weg zu grösserem Zugang durch den Status als National Validated End User (NVEU), der eine deutlich grössere Zuweisung von bis zu 5’064’000’000 TPP (entspricht etwa 320,000 H100s) bis 2027 vorsieht. Dies ist jedoch mit strengen Sicherheitsanforderungen und komplexen Compliance-Verpflichtungen verbunden, die für viele Organisationen eine Herausforderung darstellen könnten.
Wir fordern die Schweizer Politik auf, auf diplomatischer Ebene mit den USA in Verhandlungen zu treten. Als langjähriger, verlässlicher Partner der USA und angesichts der engen wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Beziehungen ist die Einstufung der Schweiz in die restriktive Tier 2 Kategorie nicht nachvollziehbar - besonders da fast alle anderen europäischen Länder ohne Einschränkungen in Tier 1 klassifiziert wurden. Die Schweiz geniesst weltweit und in den USA ein hohes Vertrauen und ist seit Jahrzehnten ein verlässlicher Partner. Zahlreiche US-Unternehmen sind hier ansässig, und Schweizer Forschung und Innovation leisten einen grossen Beitrag zur globalen Forschung und Entwicklung.
Der Zeitplan für Massnahmen ist dringend, da die Einhaltung bis zum 15. Mai 2025 erforderlich ist. Dies lässt Schweizer Organisationen nur begrenzt Zeit, ihre KI-Entwicklungsstrategien anzupassen und sich ihren Anteil an den erlaubten Rechenressourcen zu sichern. Ohne sorgfältige Planung und Koordination auf nationaler Ebene könnten diese Beschränkungen die Fähigkeit der Schweiz, ihre Position in der globalen KI-Landschaft zu behaupten, stark beeinträchtigen.
Diese Situation erfordert unsere sofortige Aufmerksamkeit, um sicherzustellen, dass die Schweiz ihre Wettbewerbsfähigkeit im KI-Zeitalter aufrechterhalten kann. Die Entscheidungen, die in den kommenden Monaten getroffen werden, werden die KI-Fähigkeiten der Schweiz für die kommenden Jahre prägen.