Seit über hundert Jahren vermeiden wir im globalen Norden tödliche Krankheiten wie Cholera oder Typhus dank systematischem Aufbereiten von Trinkwasser. Diese grundlegende, meist öffentliche Aufgabe ist die unumstrittene Basis der Lebensqualität und der gesundheitlichen Vorsorge. In Anbetracht der Corona-Pandemie sowie jährlich wiederkehrender Grippewellen fordert CH++ gemeinsam mit einem breiten Gremium von Wissenschaft und Wirtschaft, dass saubere Raumluft denselben Stellenwert erhält wie sauberes Trinkwasser. Zusammen mit dem Schweizerischen Zentrum für Arbeits- und Umweltgesundheit (SCOEH) fordern wir einen ambitionierten Aktionsplan für saubere Innenluft, und werden die daraus resultierenden Forderungen in die Politik und die Verwaltung einbringen.
Im Januar 2022 veröffentlichte CH++ das Analysepapier “Zwei Jahre COVID-19-Pandemie in der Schweiz: Lehren für die Krisenbewältigung”. Darin wurde insbesondere auch die Wichtigkeit der Aerosolübertragung hervorgehoben, denn Krankheitserreger wie SARS-CoV-2, die durch Aerosole übertragen werden, haben in schlecht belüfteten Innenräumen ein leichtes Spiel. Im Weiteren erkranken in der Schweiz jedes Jahr hunderttausende von Menschen an der Grippe, mit allen daraus resultierenden gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen. Darüber hinaus sind schlecht belüftete Räume nicht nur für erhöhte Aerosolübertragung von Krankheiten verantwortlich, sondern schränken auch die kognitiven Fähigkeiten ein.
Dabei kann die Aerosolübertragung mit einfachen, nicht einschränkenden Massnahmen effizient reduziert werden.
Dazu braucht es:
- Systematische Installation besserer mechanischer Belüftungs- sowie Filtersysteme oder UV-Luftdesinfektionssysteme in öffentlichen Räumen;
- Ausstattung der öffentlichen Räume mit CO2-Sensoren, damit Nutzer bei schlechter Luftqualität Massnahmen ergreifen können.
- Eine breit angelegte Informationskampagne zur Aufklärung der Bevölkerung über die Übertragung der Krankheitserreger durch Aerosole.
Heute setzt der Bund primär auf das einfache Lüften der Räume durch Fensteröffnung. Diese Strategie überlässt die Innenluftqualität der Eigenverantwortung, die Einzelpersonen in öffentlichen Räumen in der Regel gar nicht wahrnehmen können. Die oben aufgeführten Massnahmen müssen vom Bund und den Kantonen koordiniert umgesetzt werden - saubere Innenluft ist eine wichtige Dimension der öffentlichen Gesundheit.
Detaillierte Informationen über den Stand der Forschung können dem White Paper der Expertengruppe "Pandemic-proof buildings” entnommen werden.